Der Maulbeerpapst war in Hofstetten!
Auf Einladung des Gartenbauvereins Hofstetten hielt Gerd Meyer von der Baumschule Botanik in Weißenburg am 2. Februar 2023 einen Informationsvortrag unter dem Titel: Durch welche Maßnahmen verlieren wir in Zeiten des Wandels nicht die Lust am Grün, bezogen auf Gehölzauswahl, Qualitäten und Pflanzenernährung.
Gerd Meyer ist auch als “Maulbeerpapst” bekannt und gilt deutschlandweit als einer der wichtigsten Vermehrer dieser uralten Kulturpflanze. Ihm eilt der Ruf voraus, dass er voller Leidenschaft, Begeisterung und Witz über seine Erfahrungen als Gärtner berichtet, dazu noch anschaulich und unaufgeregt.
Diesem Ruf wurde er auch in Hofstetten gerecht, als er vor weit über fünfzig höchst interessierten Besuchern aus nah und fern gestandene neunzig Minuten lang aus dem Stehgreif referierte, ohne technische Hilfsmittel wie Beamer, Flipchart oder Notizzettel.
Nach der Darstellung seines beruflichen Werdegangs kam Gerd Meyer auf die Dürre und Hitze des vergangenen Jahres zu sprechen, die sich durch das Wetterphänomen El Niño in der Zukunft weiter verschärfen könnten und die dem Gärtner große Probleme bereiten. Daher seine Frage: Durch welche Maßnahmen verlieren wir in Zeiten des Wandels nicht die Lust am Gärtnern?
Und hier seine Antwort in Stichpunkten:
- Die großen Discounter-Ketten werden zu gewissen Zeiten (Frühjahr, Herbst) zu Garten-Centern. Dabei werden die Pflanzenauswahl und die Pflanzzeiten einheitlich vorgegeben, unabhängig von individuellen lokalen Bedingungen (örtliches Klima, Boden). Die eigentlich nötige fachliche Beratung hinsichtlich Pflanzenauswahl, Pflanzzeitpunkt, Pflanztechnik kommt dabei zu kurz.
- Bäume sollten so jung wie möglich gepflanzt werden, da sie in jungen Jahren noch in der Lage sind, sich alleine lebensfähig, also unabhängig vom Menschen, zu entwickeln. Ältere Bäume, die wir einpflanzen, haben sich typischerweise an eine Pflege “wie bei Muttern” gewöhnt, mit regelmäßigem Gießen, Düngen etc. Zur Illustration hatte Gerd Meyer eine kleine Eiche mitgebracht, deren Wurzel in einer Pflanzpatrone steckte, wodurch die Wurzel ihre natürliche Wuchsrichtung behält und Grundwasser selbst erreichen kann. Diese Art der Pflanzung kommt dem natürlichen Wachstum eines Sämlings recht nah und erhöht die statistische Lebensdauer des Baumes erheblich.
Die in der letzten Zeit populär gewordenen Wassersäcke erzeugen hingegen bei ihrem Einsatz den Eindruck, als hinge der Baum am Tropf. Und dies tut er dann in der Tat. - Der Gartenboden, der sich durch Sonneneinstrahlung gewaltig erwärmen kann, sollte schattiert werden, etwa durch Bodendecker, Unterdeckung oder Mulch.
- Sträucher sollten nicht konsequent im Frühjahr geschnitten werden, wenn sie ihre Blüten aufbauen, sondern erst dann, wenn sie im Trockenstress sind, also etwa zwei Wochen vor Johanni.
- Wir sollten lernen, im Garten, speziell im Herbst, “schlampig” zu sein. Dies fördert die Biodiversität.
Des Weiteren gab Gerd Meyer auf Fragen aus dem Publikum Hinweise zum Obstbaumschnitt, der sich ganz individuell am einzelnen Baum orientieren und eher zurückhaltend als Hilfestellung erfolgen sollte. Und selbstverständlich kam Gerd Meyer auch noch auf Maulbeeren zu sprechen, die es als klein bis sehr groß wachsende Bäume gibt, in Kugelform, hängend etc. Sie alleine könnten also bereits jeden Gärtnertraum erfüllen.
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